Roger Munier

Roger Munier wurde am 21. Dezember 1923 in Nancy geboren. Nach einem Philosophiestudium übernahm er eine leitende Funktion im Verband der Metallindustrie. Bis zum Ruhestand führte er also ein Doppelleben: jeden Vormittag widmete er dem Schreiben, bevor er zur Arbeit ging. Jetzt lebt er am südlichen Fuß der Vogesen, im Departement Haute-Saône.

Schüler und Freund Heideggers seit 1948, gehört Munier zu den ersten Übersetzern des deutschen Philosophen ins Französische. Ebenso hat er Bücher von Kleist, Angelus Silesius, Octavio Paz, Antonio Porchia, Roberto Juarroz sowie Haikus übersetzt.

Beim Pariser Verlag Fayard leitet Munier die Reihe L'Espace intérieur, wo bedeutende Texte des Hinduismus, des Buddhismus, des Islam sowie der abendländischen Mystiker veröffentlicht werden. Er hat auch zahlreiche Essays geschrieben, u.a. L'ardente patience d'Arthur Rimbaud (José Corti, 1993). Er gilt als ein Meister der kurzen Gedichte und der Aphorismen.

In einer Hommage an Roger Munier, die 1993 in der Mai-Nummer der Zeitschrift La Nouvelle Revue française mit Texten von Octavio Paz, Yves Bonnefoy, Jacques Réda u.a. erschien, wurde Muniers Beziehung zu Lothringen vom Literaturkritiker Bertrand Saint-Sernin folgendermaßen charakterisiert: "Nahe Lyaumont nähern sich die Füße einander, ehe sie drei unterschiedlichen Meeren entgegenströmen. Das Werk von Roger Munier spiegelt diese dreifache rheinische, lateinische und ozeanische Anziehungskraft wider [...] Roger Munier hat die kraftvolle Konstitution des Menschen aus dem Osten [...] Von seiner heimatlichen Erde empfängt der Dichter eine dreifache Prägung: vor dem Wort steht die Suche nach dem Zustand der Dinge, nach dem Ort, wo die Flüsse entspringen, nach der Ausströmen des angehaltenen Atems."

Alain Lance

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